Arbeiten von Jürgen Messensee, Tobias Pils, Arnulf Rainer und Kiki Kogelnik.
Fotos: Galerie am Stein
Künstlerinnen und Künstler der Galerie am Stein
Ausgewählte Arbeiten
In der aktuellen Ausstellung der Galerie am Stein zeigt Monika Perzl ausgewählte Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern der Galerie. Arnulf Rainer (geb. 1929), der international renommierte Gegenwartskünstler wird mit zwei besonders eindrucksvollen „Face Farces“ von 1975 und einer Fingermalerei von 1983/84 präsentiert. Kiki Kogelnik (1935-1997), deren Werk im Spannungsfeld zwischen dem Imaginären des Bildes und dem Realen der Skulptur steht. Das Bild „Infantin“ von Jürgen Messensee (1936-2024) ist ein charakteristisches Werk des erst am 12. September verstorbenen Künstlers. Die Interpretation seiner „Infantinnen“ resultierte aus seinem Studium der Portraits Velazquez‘ im Kunsthistorischen Museum Wien. Der im internationalen Ausstellungswesen etablierte Tobias Pils (geboren 1971 in Linz) wird mit seinen abstrakt-figurativen Bildern immer wieder in der Galerie am Stein vorgestellt. Die Ausstellung steht – mit Werken von noch acht weiteren Künstlerinnen und Künstlern – symptomatisch für Perzls Ästhetik und Haltung.
Dauer
30.11.2024–28.02.2025
Eröffnung
Samstag, 30.11.2024 17–19 Uhr
links: Karl Schleinkofer, o.T., 2023, 24,7x21,9 cm
rechts: Hans Fischer, »Haufen«, 2014, 70x45x40 cm
Karl Schleinkofer und Hans Fischer
Zwei Positionen, die auf den ersten Blick in entgegengesetzte Richtung schauend, sich die Rücken zuwendend, stehen in der künstlerischen Praxis fraglos in unmittelbarer Verbindung. Die Plastik und die Zeichnung wachsen naturgemäß am selben Stamm, sind verschwistert, gehen aber nach der Ausrichtung ihres inneren Schwerpunkts jeweils andere Wege.
Das Geheimnis des Raumes, ob konkret oder imaginär, bildet eine, ja die zentrale Klammer. Jedoch ein Einbeziehen des sinnlich Greifbaren, oder die Vernachlässigung desselben zugunsten des Bildes, trennt hier die Disziplinen.
Die Mühen aber, welche in der Zurücknahme und aufhebenden Übersteigung des vordergründig Materiellen liegen, bleiben tendenziell die gleichen, wenn auch nicht die selben. Eines drückt das Andere, um eine Balance von Spannungseinheiten zu erreichen, dessen Wirkkräfte sich aus widersprüchlichen und zugleich ergänzenden Positionen erheben.
Das zusammenfallende Ende aber findet sich selbst.
Dauer
24.8.—13.10.2024
Eröffnung
24.8.2024, 16 bis 20 Uhr
Die Künstler sind anwesend
o. T. (Nr. 34), C-Print, 37,5x38 cm
aus Mühl, Koenig Books, London, 2020, 96 Seiten, 44 Abb., mit einem kurzen Text von B. F.
Bernhard Fuchs
Mühl
Ihr empfangt also das Gefühl von den Gegenständen,
und tragt es nicht in dieselben hinein …
aus »Der Nachsommer« von Adalbert Stifter
Mühl ist der Titel einer Serie von 44 Fotografien, die von 2014 bis 2019 ist in der Herkunftsgegend von Bernhard Fuchs entstanden ist und 2020 in dem gleichnamigen Buch veröffentlicht wurde.
Die Arbeiten dieser Serie sind Bilder, die sich mit den prägenden Elementen der Gegend, dem Wasser, den Steinen, dem Holz und dem Himmel, beschäftigen. Auf langen Spaziergängen, die er dort regelmäßig unternimmt, entstanden Bilder von Details der Natur. Durch das Herantreten an diese Motive versucht er sich diese Elemente visuell eigen zu machen. Es ist ein Abgleich einer inneren Emotionalität mit dem Gesehenen. Der Ursprung ist die Erfahrung, wie erst das Vertraute es vermag, sich unerwartet in etwas Fremdes und Unergründliches zu verwandeln. Aus einem solchen Moment einer rätselhaften Ergriffenheit heraus folgt dann ein Reflektieren und Arbeiten am Bild. So bekommt durch seinen intensiven Blick das oft Unscheinbare und Kleine Gewicht und Resonanz.
Bernhard Fuchs, geb. 1971 in Haslach a. d. Mühl, lebt in Düsseldorf
Dauer
6.4.—13.7.2024
Eröffnung
6.4.2024, 16 bis 19 Uhr
Kunstbuch liegt auf
Selbst
Sonia Leimer
Tobias Pils
Gerwald Rockenschaub
Hans Schabus
Wie verwoben sind Sein und Werk? Können Künstler*innen überhaupt in Distanz zu ihren Arbeiten gehen oder ist nicht vielmehr jedes Werk bis zu einem gewissen Grad ein Selbstporträt? Diese oder ähnliche Fragen drängen sich in der Ausstellung Selbst auf, auch weil der Titel sich bewusst gegen den kunsthistorisch aufgeladenen Begriff des Selbstporträts zu stemmen scheint.
Sonia Leimer, Tobias Pils, Gerwald Rockenschaub und Hans Schabus präsentieren Werke, die verschiedene Facetten des Verhältnisses zwischen Werk und Autor*in beleuchten. Sonia Leimer zeigt eine Gruppe von Keramiken, die mit ihrer leuchtenden Fat-Lava-Glasur an Bodenvasen der 1970er-Jahre erinnern, während Titel und Querschlitze zur Benutzung als Spardosen einladen. Welche Lesart des Objekts die Oberhand gewinnt, liegt nicht mehr in der Verfügungsgewalt der Künstlerin. Direkt und unmittelbar, dem Impuls folgend, lässt Tobias Pils seine Gemälde und Zeichnungen entstehen. – Ganz Auge schlug sich das nahende Aufeinandertreffen mit den befreundeten Bildhauer*innen in einem Selbstporträt als Maler nieder. Mit Bezügen zu Ästhetiken und Informationen aus Werbung, Musik, Mode und Kommunikationsdesign entwickelt Gerwald Rockenschaub seit Jahrzehnten ein zugleich offenes wie selbstreferenzielles visuelles System, in der die Distanz zwischen Autor und Werk unveränderbar scheint. Hans Schabus fächert sich schließlich in eine Vielzahl von „Selbsts“ auf, wenn er jeweils drei in seinem Atelier vorhandene Materialien zu Avataren mit seiner Körpergröße zusammenführt.
Dauer
25.11.2023—29.02.2024
Es sprach Verena Gamper
Belvedere Wien
Bild 1:
VI 2008 InvNr 762
87,2 x 62,8 cm
Bild 2:
XI 2018 InvNr 2052
29,5 x 21 cm
Josef Hofer (1945) ist zweifellos der weltweit bekannteste zeitgenössische österreichische Art Brut-Künstler. Was ist das für ein außergewöhnliches Schicksal eines Jungen, der mit einer geistigen und körperlichen Beeinträchtigung geboren wurde und dessen künstlerische Werke nun in die Sammlungen des Musée Pompidou in Paris aufgenommen wurden? Was für ein Werdegang für diesen außergewöhnlichen Künstler, der völlig zurückgezogen auf einem Bauernhof in Oberösterreich aufwuchs und dann in der geschützten Umgebung der Lebenshilfe in Ried-im-Innkreis lebte, bevor die Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig ihn vor 25 Jahren entdeckte und der internationalen Kunstwelt bekannt machte. Handelt es sich hierbei über das künstlerische Abenteuer hinaus nicht auch um ein vielsagendes Beispiel für Inklusion?
Josef Hofer spricht nicht, er kommuniziert aber dennoch laut und deutlich. Seine Sprache ist verständlich, sodass die von ihm dargestellten Körper, die miteinander ringen, sich berühren und aneinanderstoßen, schließlich überraschend vertraut werden. Aber von einer seltsamen Vertrautheit, wie wenn ein Geruch plötzlich vergrabene Erinnerungen aus der Kindheit in uns erweckt. Ist es dieselbe Vertrautheit, die wir bei der bevorzugten Verwendung von Gelb- und Orangetönen spürten, mit der wir als Kinder das Glühen der Sonne wahrnehmbar machen wollten? Ist es diese Art der Körperdarstellung, zwischen jugendlicher Unbeholfenheit und hoher schöpferischer Reife? Ist es die elementare Kraft des gezeichneten Strichs in Verbindung mit der Transgressivität der Themen? Ja, Hofer zeichnet sich dadurch aus, dass er ein sofort wahrnehmbares Störfeld schafft, das man unmittelbar erkennt. Jedoch hat sein Stil in mehr als einem Jahrzehnt, so charakteristisch er auch sein mag, tiefgreifende Veränderungen und Entwicklungen erfahren. Ein Beweis dafür, dass diese Künstler - entgegen einer weit verbreiteten Meinung - nicht zur Wiederholung ad libitum verdammt sind.
Josef entwirft Polyptychen, aus denen nichts entweicht, und hält so Schmerz und Vergnügen innerhalb seiner Rahmen fest. Man darf aber nicht vergessen, dass er in seinen frühen Zeichnungen ursprünglich damit begonnen hat, Figuren und Gegenstände schwerelos auf dem weißen Blatt Papier schweben zu lassen. Ohne Angst vor der Leere also. Nun werden die Körper, die früher ganz vom Rahmen eingeengt waren, häufig durch Studien von Akten ersetzt, die träge und erfüllt sind von einer süßen und weichen Mattigkeit.
Ganz zu schweigen von den Buchstaben, die den Hintergrund des Blattes füllen und immer häufiger seine berühmte Kartusche ersetzen, in der die Buchstaben von Pepi – seinem Kosenamen – zufällige Sequenzen bilden.
Was das Spiegelstadium betrifft, auf das man ihn zu beschränken glaubte, so lässt er es munter hinter sich, indem er sowohl Egon Schiele als auch Helmut Newton neu interpretiert. Von tumultartigen intimen Szenen bis zu winzigen Unruhen, von subtilen Beobachtungen bis zu gekonnten Dekonstruktionen - Hofer entdeckt ständig Neues. So wie man sich einen Weg durch seine Gefühle bahnen würde. Mit Demut und Meisterschaft.
Josef Hofer ist fast 80 Jahre alt und wird von Sammlern und Institutionen bereits als „Klassiker“ der Art Brut angesehen. Davon zeugen die beiden seltenen monografischen Ausstellungen, die ihm in der Collection de l'Art Brut in Lausanne gewidmet wurden, und die zahlreichen Publikationen, die über ihn erschienen sind. Außerdem ist er bei Sammlern zeitgenössischer Kunst genauso beliebt, wenn nicht sogar noch beliebter als bei Liebhabern der Art Brut. Ein Zeichen für die Universalität eines Werks, das sowohl zur Versöhnung als auch zur Grenzüberschreitung einlädt. Genau in diesem Sinne ist auch seine Ausstellung bei Monika Perzl in der Galerie am Stein zu verstehen, wo sich Künstler begegnen, die sich nicht in bequeme Kategorien einordnen lassen.
Christian Berst
Prof. Arnulf Rainer über Josef Hofer (Ausschnitt):
„Auf der Suche nach Outsider-Künstlern bin ich in das Lebenshilfe-Wohnhaus Ried im Innkreis gefahren. Dort habe ich sofort sein Talent erkannt“, erzählt Arnulf Rainer. „Für mich ist Josef Hofer der auffälligste Künstler unter den Outsidern im deutschsprachigen Raum, der einzige ihm ebenbürtige Künstler – Johann Hauser – ist leider schon verstorben“.
Zur Ausstellung liegt ein Katalog auf.
Arbeiten von Sepp Auer, Arnulf Rainer, K Schleinkofer und Gisela Stiegler.
Fotos: Galerie am Stein
Dauer
10. März bis 3. Juni 2023
Eröffnung
Freitag, 10. März 2023
16—20 Uhr
Brigitte Kowanz, Immersion, 2017, Neon, Spiegel / Neon, mirror, 80 x 80 x 19 cm.
Foto: Frank Vinken
In mehr als 30 Jahren kontinuierlicher Arbeit hat Brigitte Kowanz ein eigenständiges künstlerisches Vokabular des Lichts geschaffen. Vokabular ist buchstäblich zu verstehen, denn Brigitte Kowanz setzte Licht als Sprache, als Code ein. Sie arbeitete mit reinem Licht als selbstständiges Medium wie früher die Maler mit reiner Farbe.
Ein entscheidender Aspekt ihrer Kunst ist der Gebrauch von Sprache, der aus der Erfahrung urbaner Räume und der Begriffsschrift der Konzeptkunst stammt. Die ausgewählten Arbeiten dieser Ausstellung stellen einen Kulminationspunkt ihres Instrumentariums – die Verwendung von Neonlicht, von Spiegeln, von spiegelnden Metallen, von Schrift, von Code, von Information – dar.
Kowanz ist eine Poetin und Architektin des Lichts. Es geht um die Verschränkung von physikalischem materiellem Raum und immateriellem virtuellem Raum. Der Körper befindet sich im realen Raum. Gleichzeitig erweitert sich dieser reale Raum durch Spiegel, Zweiwegspiegel, künstliches Licht etc. für den Körper zu einem virtuellen Raum. Die Wörter dirigieren den Besucher in einen konzeptuellen Raum, in einen fiktiven Raum, in einen Denkraum.
Brigitte Kowanz ist eine der renommiertesten und wichtigsten Künstlerinnen Österreichs.
Dauer
7. Oktober bis 30. Dezember 2022
Eröffnung
Freitag, 7. Oktober 2022, 19 Uhr
Es spricht Dr. Silvie Aigner
Werner Reiterer
Switch off your Light to Open my Eyes!
7. April bis 30. Juli 2022
Mit scharfen Messern und kraftvoll-konzentrierten Hieben schnitzt die Künstlerin tief in das weiche Material und schafft Objekte von berückender Lebendigkeit. Das Licht fängt und bricht sich in den Einkerbungen, die grellbunten Farben verstärken die voluminöse Wirkung dieser Reliefs, während der geschlossene Farbauftrag den Körper wieder in die Fläche rückbindet. Die Emanzipation des Objekts an der Wand von der freistehenden Skulptur im Raum ist nur konsequent und verstärkt die Reflexion der Künstlerin über das Verhältnis von Skulpturen untereinander und ihren Bezug zur Architektur und deren Betrachtern. Dominierte in früheren Arbeiten ein Formenvokabular, das eine abstrakt geometrische Grundhaltung einnahm, zeigt Stiegler in der Galerie am Stein neue Skulpturen mit einem offenen Bezug zur Gegenständlichkeit. Es gelingt ihr, Gattungen wie Malerei, Skulptur und Architektur zu überspielen und mit dreidimensionalen Bildobjekten und wie Zeichnungen im Raum wirkenden Skulpturen auf die produktive Lücke zwischen Bildhaften und Objekthaften zu verweisen. „Das Nachdenken über kunstimmanente Fragestellungen ist immer auch ein Nachdenken über die menschliche Existenz“, beschreibt Gisela Stiegler ihren künstlerischen Zugang. – Eine Existenz, über die sich im sakralen Raum der Galerie Stein trefflich kontemplieren lässt.
(aus: Fiona Liewehr, Gisela Stiegler, Galerie am Stein, Parnass 4/2020)
ACCROCHAGE
Künstler der Galerie
31. Oktober 2020 bis 30. Januar 2021
Foto: Jorit Aust
Bruno Gironcoli, Tobias Pils, Elfie Semotan
14. Februar bis 16. Mai 2020
Foto: Elfie Semotan, Atelier Bruno Gironcoli
Arbeiten von Jürgen Messensee, Tobias Pils, Arnulf Rainer und Kiki Kogelnik.
Fotos: Galerie am Stein
Künstlerinnen und Künstler der Galerie am Stein
Ausgewählte Arbeiten
In der aktuellen Ausstellung der Galerie am Stein zeigt Monika Perzl ausgewählte Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern der Galerie. Arnulf Rainer (geb. 1929), der international renommierte Gegenwartskünstler wird mit zwei besonders eindrucksvollen „Face Farces“ von 1975 und einer Fingermalerei von 1983/84 präsentiert. Kiki Kogelnik (1935-1997), deren Werk im Spannungsfeld zwischen dem Imaginären des Bildes und dem Realen der Skulptur steht. Das Bild „Infantin“ von Jürgen Messensee (1936-2024) ist ein charakteristisches Werk des erst am 12. September verstorbenen Künstlers. Die Interpretation seiner „Infantinnen“ resultierte aus seinem Studium der Portraits Velazquez‘ im Kunsthistorischen Museum Wien. Der im internationalen Ausstellungswesen etablierte Tobias Pils (geboren 1971 in Linz) wird mit seinen abstrakt-figurativen Bildern immer wieder in der Galerie am Stein vorgestellt. Die Ausstellung steht – mit Werken von noch acht weiteren Künstlerinnen und Künstlern – symptomatisch für Perzls Ästhetik und Haltung.
Dauer
30.11.2024–28.02.2025
Eröffnung
Samstag, 30.11.2024 17–19 Uhr
links: Karl Schleinkofer, o.T., 2023, 24,7x21,9 cm
rechts: Hans Fischer, »Haufen«, 2014, 70x45x40 cm
Karl Schleinkofer und Hans Fischer
Zwei Positionen, die auf den ersten Blick in entgegengesetzte Richtung schauend, sich die Rücken zuwendend, stehen in der künstlerischen Praxis fraglos in unmittelbarer Verbindung. Die Plastik und die Zeichnung wachsen naturgemäß am selben Stamm, sind verschwistert, gehen aber nach der Ausrichtung ihres inneren Schwerpunkts jeweils andere Wege.
Das Geheimnis des Raumes, ob konkret oder imaginär, bildet eine, ja die zentrale Klammer. Jedoch ein Einbeziehen des sinnlich Greifbaren, oder die Vernachlässigung desselben zugunsten des Bildes, trennt hier die Disziplinen.
Die Mühen aber, welche in der Zurücknahme und aufhebenden Übersteigung des vordergründig Materiellen liegen, bleiben tendenziell die gleichen, wenn auch nicht die selben. Eines drückt das Andere, um eine Balance von Spannungseinheiten zu erreichen, dessen Wirkkräfte sich aus widersprüchlichen und zugleich ergänzenden Positionen erheben.
Das zusammenfallende Ende aber findet sich selbst.
Dauer
24.8.—13.10.2024
Eröffnung
24.8.2024, 16 bis 20 Uhr
Die Künstler sind anwesend
o. T. (Nr. 34), C-Print, 37,5x38 cm
aus Mühl, Koenig Books, London, 2020, 96 Seiten, 44 Abb., mit einem kurzen Text von B. F.
Bernhard Fuchs
Mühl
Ihr empfangt also das Gefühl von den Gegenständen,
und tragt es nicht in dieselben hinein …
aus »Der Nachsommer« von Adalbert Stifter
Mühl ist der Titel einer Serie von 44 Fotografien, die von 2014 bis 2019 ist in der Herkunftsgegend von Bernhard Fuchs entstanden ist und 2020 in dem gleichnamigen Buch veröffentlicht wurde.
Die Arbeiten dieser Serie sind Bilder, die sich mit den prägenden Elementen der Gegend, dem Wasser, den Steinen, dem Holz und dem Himmel, beschäftigen. Auf langen Spaziergängen, die er dort regelmäßig unternimmt, entstanden Bilder von Details der Natur. Durch das Herantreten an diese Motive versucht er sich diese Elemente visuell eigen zu machen. Es ist ein Abgleich einer inneren Emotionalität mit dem Gesehenen. Der Ursprung ist die Erfahrung, wie erst das Vertraute es vermag, sich unerwartet in etwas Fremdes und Unergründliches zu verwandeln. Aus einem solchen Moment einer rätselhaften Ergriffenheit heraus folgt dann ein Reflektieren und Arbeiten am Bild. So bekommt durch seinen intensiven Blick das oft Unscheinbare und Kleine Gewicht und Resonanz.
Bernhard Fuchs, geb. 1971 in Haslach a. d. Mühl, lebt in Düsseldorf
Dauer
6.4.—13.7.2024
Eröffnung
6.4.2024, 16 bis 19 Uhr
Kunstbuch liegt auf
Selbst
Sonia Leimer
Tobias Pils
Gerwald Rockenschaub
Hans Schabus
Wie verwoben sind Sein und Werk? Können Künstler*innen überhaupt in Distanz zu ihren Arbeiten gehen oder ist nicht vielmehr jedes Werk bis zu einem gewissen Grad ein Selbstporträt? Diese oder ähnliche Fragen drängen sich in der Ausstellung Selbst auf, auch weil der Titel sich bewusst gegen den kunsthistorisch aufgeladenen Begriff des Selbstporträts zu stemmen scheint.
Sonia Leimer, Tobias Pils, Gerwald Rockenschaub und Hans Schabus präsentieren Werke, die verschiedene Facetten des Verhältnisses zwischen Werk und Autor*in beleuchten. Sonia Leimer zeigt eine Gruppe von Keramiken, die mit ihrer leuchtenden Fat-Lava-Glasur an Bodenvasen der 1970er-Jahre erinnern, während Titel und Querschlitze zur Benutzung als Spardosen einladen. Welche Lesart des Objekts die Oberhand gewinnt, liegt nicht mehr in der Verfügungsgewalt der Künstlerin. Direkt und unmittelbar, dem Impuls folgend, lässt Tobias Pils seine Gemälde und Zeichnungen entstehen. – Ganz Auge schlug sich das nahende Aufeinandertreffen mit den befreundeten Bildhauer*innen in einem Selbstporträt als Maler nieder. Mit Bezügen zu Ästhetiken und Informationen aus Werbung, Musik, Mode und Kommunikationsdesign entwickelt Gerwald Rockenschaub seit Jahrzehnten ein zugleich offenes wie selbstreferenzielles visuelles System, in der die Distanz zwischen Autor und Werk unveränderbar scheint. Hans Schabus fächert sich schließlich in eine Vielzahl von „Selbsts“ auf, wenn er jeweils drei in seinem Atelier vorhandene Materialien zu Avataren mit seiner Körpergröße zusammenführt.
Dauer
25.11.2023—29.02.2024
Es sprach Verena Gamper
Belvedere Wien
Bild 1:
VI 2008 InvNr 762
87,2 x 62,8 cm
Bild 2:
XI 2018 InvNr 2052
29,5 x 21 cm
Josef Hofer (1945) ist zweifellos der weltweit bekannteste zeitgenössische österreichische Art Brut-Künstler. Was ist das für ein außergewöhnliches Schicksal eines Jungen, der mit einer geistigen und körperlichen Beeinträchtigung geboren wurde und dessen künstlerische Werke nun in die Sammlungen des Musée Pompidou in Paris aufgenommen wurden? Was für ein Werdegang für diesen außergewöhnlichen Künstler, der völlig zurückgezogen auf einem Bauernhof in Oberösterreich aufwuchs und dann in der geschützten Umgebung der Lebenshilfe in Ried-im-Innkreis lebte, bevor die Kunsthistorikerin Elisabeth Telsnig ihn vor 25 Jahren entdeckte und der internationalen Kunstwelt bekannt machte. Handelt es sich hierbei über das künstlerische Abenteuer hinaus nicht auch um ein vielsagendes Beispiel für Inklusion?
Josef Hofer spricht nicht, er kommuniziert aber dennoch laut und deutlich. Seine Sprache ist verständlich, sodass die von ihm dargestellten Körper, die miteinander ringen, sich berühren und aneinanderstoßen, schließlich überraschend vertraut werden. Aber von einer seltsamen Vertrautheit, wie wenn ein Geruch plötzlich vergrabene Erinnerungen aus der Kindheit in uns erweckt. Ist es dieselbe Vertrautheit, die wir bei der bevorzugten Verwendung von Gelb- und Orangetönen spürten, mit der wir als Kinder das Glühen der Sonne wahrnehmbar machen wollten? Ist es diese Art der Körperdarstellung, zwischen jugendlicher Unbeholfenheit und hoher schöpferischer Reife? Ist es die elementare Kraft des gezeichneten Strichs in Verbindung mit der Transgressivität der Themen? Ja, Hofer zeichnet sich dadurch aus, dass er ein sofort wahrnehmbares Störfeld schafft, das man unmittelbar erkennt. Jedoch hat sein Stil in mehr als einem Jahrzehnt, so charakteristisch er auch sein mag, tiefgreifende Veränderungen und Entwicklungen erfahren. Ein Beweis dafür, dass diese Künstler - entgegen einer weit verbreiteten Meinung - nicht zur Wiederholung ad libitum verdammt sind.
Josef entwirft Polyptychen, aus denen nichts entweicht, und hält so Schmerz und Vergnügen innerhalb seiner Rahmen fest. Man darf aber nicht vergessen, dass er in seinen frühen Zeichnungen ursprünglich damit begonnen hat, Figuren und Gegenstände schwerelos auf dem weißen Blatt Papier schweben zu lassen. Ohne Angst vor der Leere also. Nun werden die Körper, die früher ganz vom Rahmen eingeengt waren, häufig durch Studien von Akten ersetzt, die träge und erfüllt sind von einer süßen und weichen Mattigkeit.
Ganz zu schweigen von den Buchstaben, die den Hintergrund des Blattes füllen und immer häufiger seine berühmte Kartusche ersetzen, in der die Buchstaben von Pepi – seinem Kosenamen – zufällige Sequenzen bilden.
Was das Spiegelstadium betrifft, auf das man ihn zu beschränken glaubte, so lässt er es munter hinter sich, indem er sowohl Egon Schiele als auch Helmut Newton neu interpretiert. Von tumultartigen intimen Szenen bis zu winzigen Unruhen, von subtilen Beobachtungen bis zu gekonnten Dekonstruktionen - Hofer entdeckt ständig Neues. So wie man sich einen Weg durch seine Gefühle bahnen würde. Mit Demut und Meisterschaft.
Josef Hofer ist fast 80 Jahre alt und wird von Sammlern und Institutionen bereits als „Klassiker“ der Art Brut angesehen. Davon zeugen die beiden seltenen monografischen Ausstellungen, die ihm in der Collection de l'Art Brut in Lausanne gewidmet wurden, und die zahlreichen Publikationen, die über ihn erschienen sind. Außerdem ist er bei Sammlern zeitgenössischer Kunst genauso beliebt, wenn nicht sogar noch beliebter als bei Liebhabern der Art Brut. Ein Zeichen für die Universalität eines Werks, das sowohl zur Versöhnung als auch zur Grenzüberschreitung einlädt. Genau in diesem Sinne ist auch seine Ausstellung bei Monika Perzl in der Galerie am Stein zu verstehen, wo sich Künstler begegnen, die sich nicht in bequeme Kategorien einordnen lassen.
Christian Berst
Prof. Arnulf Rainer über Josef Hofer (Ausschnitt):
„Auf der Suche nach Outsider-Künstlern bin ich in das Lebenshilfe-Wohnhaus Ried im Innkreis gefahren. Dort habe ich sofort sein Talent erkannt“, erzählt Arnulf Rainer. „Für mich ist Josef Hofer der auffälligste Künstler unter den Outsidern im deutschsprachigen Raum, der einzige ihm ebenbürtige Künstler – Johann Hauser – ist leider schon verstorben“.
Zur Ausstellung liegt ein Katalog auf.
Arbeiten von Sepp Auer, Arnulf Rainer, K Schleinkofer und Gisela Stiegler.
Fotos: Galerie am Stein
Dauer
10. März bis 3. Juni 2023
Eröffnung
Freitag, 10. März 2023
16—20 Uhr
Brigitte Kowanz, Immersion, 2017, Neon, Spiegel / Neon, mirror, 80 x 80 x 19 cm.
Foto: Frank Vinken
In mehr als 30 Jahren kontinuierlicher Arbeit hat Brigitte Kowanz ein eigenständiges künstlerisches Vokabular des Lichts geschaffen. Vokabular ist buchstäblich zu verstehen, denn Brigitte Kowanz setzte Licht als Sprache, als Code ein. Sie arbeitete mit reinem Licht als selbstständiges Medium wie früher die Maler mit reiner Farbe.
Ein entscheidender Aspekt ihrer Kunst ist der Gebrauch von Sprache, der aus der Erfahrung urbaner Räume und der Begriffsschrift der Konzeptkunst stammt. Die ausgewählten Arbeiten dieser Ausstellung stellen einen Kulminationspunkt ihres Instrumentariums – die Verwendung von Neonlicht, von Spiegeln, von spiegelnden Metallen, von Schrift, von Code, von Information – dar.
Kowanz ist eine Poetin und Architektin des Lichts. Es geht um die Verschränkung von physikalischem materiellem Raum und immateriellem virtuellem Raum. Der Körper befindet sich im realen Raum. Gleichzeitig erweitert sich dieser reale Raum durch Spiegel, Zweiwegspiegel, künstliches Licht etc. für den Körper zu einem virtuellen Raum. Die Wörter dirigieren den Besucher in einen konzeptuellen Raum, in einen fiktiven Raum, in einen Denkraum.
Brigitte Kowanz ist eine der renommiertesten und wichtigsten Künstlerinnen Österreichs.
Dauer
7. Oktober bis 30. Dezember 2022
Eröffnung
Freitag, 7. Oktober 2022, 19 Uhr
Es spricht Dr. Silvie Aigner
Werner Reiterer
Switch off your Light to Open my Eyes!
7. April bis 30. Juli 2022
Mit scharfen Messern und kraftvoll-konzentrierten Hieben schnitzt die Künstlerin tief in das weiche Material und schafft Objekte von berückender Lebendigkeit. Das Licht fängt und bricht sich in den Einkerbungen, die grellbunten Farben verstärken die voluminöse Wirkung dieser Reliefs, während der geschlossene Farbauftrag den Körper wieder in die Fläche rückbindet. Die Emanzipation des Objekts an der Wand von der freistehenden Skulptur im Raum ist nur konsequent und verstärkt die Reflexion der Künstlerin über das Verhältnis von Skulpturen untereinander und ihren Bezug zur Architektur und deren Betrachtern. Dominierte in früheren Arbeiten ein Formenvokabular, das eine abstrakt geometrische Grundhaltung einnahm, zeigt Stiegler in der Galerie am Stein neue Skulpturen mit einem offenen Bezug zur Gegenständlichkeit. Es gelingt ihr, Gattungen wie Malerei, Skulptur und Architektur zu überspielen und mit dreidimensionalen Bildobjekten und wie Zeichnungen im Raum wirkenden Skulpturen auf die produktive Lücke zwischen Bildhaften und Objekthaften zu verweisen. „Das Nachdenken über kunstimmanente Fragestellungen ist immer auch ein Nachdenken über die menschliche Existenz“, beschreibt Gisela Stiegler ihren künstlerischen Zugang. – Eine Existenz, über die sich im sakralen Raum der Galerie Stein trefflich kontemplieren lässt.
(aus: Fiona Liewehr, Gisela Stiegler, Galerie am Stein, Parnass 4/2020)
ACCROCHAGE
Künstler der Galerie
31. Oktober 2020 bis 30. Januar 2021
Foto: Jorit Aust
Bruno Gironcoli, Tobias Pils, Elfie Semotan
14. Februar bis 16. Mai 2020
Foto: Elfie Semotan, Atelier Bruno Gironcoli